Social Media: Bitte ÖBB! Laßt bei dieser Kälte über Nacht die Bahnhöfe offen.

Wie es dazu kam und was da so passierte..

Es ist sehr sehr kalt da draussen vor dem Fenster unseres Studios in einem Gassenlokal in der Lindengasse, 1070 Wien. So kalt, dasz manchesmal Eisblumen entstehen und dauernd ein kühler Luftzug durch den beheizten Raum zieht. Das Zigarettenholen ums Eck ist eine Qual und der Wind heult hin und wieder durch die Gasse.

Wie es jemanden gehen musz, der nicht einen Heizkörper in Reichweite hat, jemanden, der da draussen auf der Strasse steht, dort leben musz und nur von alter Kleidung gewärmt wird, das kann man sich nicht einmal vorstellen.

As war am Beginn dieser aktuellen Kältewelle, als ich auf Facebook die weitergeleitete Statusmeldung des Amerlinghauses las, dasz doch die ÖBB bei einer solchen Kälte die Bahnhöfe für Obdachlose geöffnet lassen sollte. Und da dachte ich mir, ja, das wäre eigentlich eine gute Idee, schnell und effektiv, zentral zu versorgen und österreichweit verfügbar..

Wir, als Agentur für (unter Anderem) Webdesign und Social Media sollten doch mit unserer Erfahrung in Onlinepromotion und natürlich dem guten Zweck der Sache selbst da was machen können, ein wenig helfen. Etwas, das zumindest ein wenig die Problematik aus der Tabuzone der Gesellschaft bewegt und vielleicht durch ein klein weniger höheres Spendenaufkommen Organisationen wie der Gruft helfen kann, wenn doch schon die tatsächliche Öffnung der Bahnhöfe für Obdachlose in Wien und Österreich etwas unrealistisch klingt.

Kurzerhand haben wir eine Facebook Page eingerichtet, und mit einem aussagekräftigen Profilbild und einem klaren, aber emotionalen Titel ausgestattet. Erste Postings vermittelten nochmals das Anliegen und die ersten, eigenen Freunde wurden eingeladen.

Für einen funktionierenden Start einer Social Media Kampagne ist das allerdings noch lange nicht genug, wichtig wird nach den ersten Schritten die Promotion im Rahmen von Facebook. Über ein paar Stunden hinweg postet man immer wieder den Link zur Kampagnenseite auf themenrelevanten Seiten und verlinkt damit die Page mit den Usern.

So erreicht man mit natürlich der richtigen Botschaft langsam eine kritische Masse, die natürlich mit der eigenen Aktivität die Sache weiterverbreitet und steigende Userzahlen.

Während des Betriebs der Fanpage sind gerade bei einem aktuellen und dringenden Anlass ständige Postings und Einträge unumgänglich.

Social Media Start-Checklist:

* ansprechendes Profilbild mit Text zur Kampagneninfo

* Kommunikationseinsatz

* verlinken auf themenrelevanten Facebook Pages

* ersten Grundstock an Usern einladen

Nach dem ersten Tag zeigte es sich bereits, dasz die Fanpage und damit die Kampagne auf Facebook erste Erfolge verzeichnet, die Zahl der verknüpften Menschen steig von Minute zu Minute und erreichte schnell die ersten Tausend Freunde. Man merkte schon, das Ding wird viral, und beginnt sich so richtig, selbstständig zu verbreiten. Wichtig war auch, NINC! selbst komplett aus der Sache herauszuhalten, um nicht einen falschen Eindruck entstehen zu lassen. Es ging ja auch nicht um das Eigenmarketing, sondern um eine schnelle, effiziente Hilfe an die von der Kälte betroffenen Menschen. Da müszen Eigeninteressen hinten anstehen.

Dennoch, der Erfolg der Initiative selbst liegt an den Freunden und Usern da draussen, die alle mit Ihrem Einsatz und hunderten Postings, samt eMails direkt an die ÖBB erst die nötige Aufmerksamkeit generiert hatten. Ein herzliches Danke an all die User!

Ein Event hat hier noch zusätzlich dazu aufgerufen, am Freitag kollektiv eMails an die Pressestellen und Ansprechparnter der ÖBB in Österreich zu senden. Laut ÖBB Telephonat wurden die eMail Adressen ” etwas geflutet”, was einen starken Aufruf nach einer schnellen Reaktion darstellt. Ich hoffe, wir haben Euch, liebes ÖBB Team, damit nicht zu sehr auf Draht gehalten!

Desweiteren hatten wir ab dem 2. Tag der Kampagne Unterstützung von Frau Margit Picher vom Verein PATCHWORK-FAMILIEN-SERVICE (http://www.facebook.com/pages/258102556509), die unseren Beschreibungstext als Pressemitteilung an die APA und die Medien weiterverbreitet hat.

Dadurch wurde in Kombination mit unzähligen Postings auf den Facebook Pages der Zeitungsherausgeber auch hier eine öffentliche Aufmerksamkeit generiert, die mit Artikeln in Online und Offline Medien geendet hat.

Die ÖBB selbst hat nach dem ersten Sturm ebenfalls schnell reagiert, und in kurzer Zeit die Möglichkeiten mit einer Arbeitsgruppe geprüft. Daraufhin wurde eine Liste mit beheizten Räumlichkeiten an die grossen Hilfsorganisationen weitergeleitet, und vor allem das Security Personal angewiesen, Hilfsbedürftige nicht wegzuschicken.

Danke an alle Beteiligten und die mittlerweile rund 5500 User auf Facebook, wie schon Herr Rauscher vom Standard sagte: das ist wirklich SOCIAL Media.

Mittlerweile verbreiten auch die NGOs und Hilfsorganisationen wie die Gruft in Wien Aufrufe und Bedarfsmeldungen an die Facebook Community über unsere Initiative, um eine grosze Zahl an Menschen direkt zu erreichen.

Anbei Screenshots der Social Media Kampagne und des enormen Presseechos der Aktion:

Danke nochmals an alle Freunde und Fans, User und Aktivisten von “Bitte ÖBB! Laßt bei dieser Kälte über Nacht die Bahnhöfe offen.”, you rock!

Philipp Hummer,
Initiatiator “Bitte ÖBB! Laßt bei dieser Kälte über Nacht die Bahnhöfe offen.”
NINC! – webdesign : video : 3D OG,
Wien 2012

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