Was macht ein Videomensch, wenn er eine freie Minute hat? Wer nun etwas zum Lachen erwartet, sollte sich besser das ansehen. Ihr müsst wissen, Videomenschen sind ein seltsamer Menschenschlag. Wenn man so will, dann sind Videomenschen von beruflicher Seite aus gezwungen, seltsame Menschen zu sein, denn sie gehen Tätigkeiten nach, die im ersten -und meist auch bis weit nach dem folgenden - Moment für viele kaum bis überhaupt nicht nachvollziehbar zu sein scheinen.
Und da wären wir schon mittendrin in der Thematik. Das Arbeiten mit Found Footage ist eine schräge Sache. Man wühlt ohne Plan und Orientierung durch Plattformen wie archive.org und bekommt auf dieser Reise Einblicke in längst überholte Denkweisen, kann sich Tips zur Körperhygiene in den 20er Jahren abholen, bevor man bei einem 90. Geburtstag landet, der vor 90 Jahren stattgefunden hat. Wenn man noch immer nicht genug hat, geht‘s weiter zu Verschwörungstheoretikern, die felsenfest davon überzeugt sind, dass Hippies eine Rakete gebaut haben und damit auf den Mond geflogen sind.
Wenn man sich von diesem ganzen bebilderten Irrsinn nicht den Kopf verdrehen hat lassen, kann man dazu übergehen, die besten Einstellungen aus den Clips herauszuschneiden. Hat man diese Fieselei hinter sich, sieht man sich gezwungen, diesem Berg an Ultracoolenoldschoolclips Herr zu werden und ihn bestenfalls zu einem narrativen Strang zu kneten. Als ob das nicht schon genug Problem für einen Arbeitsprozess wäre, kommt da die meist miserable Videoqualität ums Eck und zwingt den mit der Verzweiflung ringenden Videomenschen zu Finten und Tricks, mit denen er im harten Business sein Überleben sichert. Da kommen dann Splitscreens zu Einsatz oder ganze Cluster, die dann wieder gespiegelt und mit Masken zugeschnitten werden, um den verdammten Kader vollzubekommen. Am Ende freut man sich darüber, tiefer als je zuvor in die Tiefen der Creative Suite vorgedrungen zu sein und der unendlichen Weite einen einminütigen Clip abgerungen zu haben. Erfolg!
Warum das ganze? Ein Grund dafür ist das Männchen hinter den Augenlidern dieser Videomenschen, das diese dazu anstachelt, selbst die spärlich bemessenen freien Minuten vor dem Computer zu verbringen. Ein zweiter ist, wenn Freunde Geburtstag haben. Da sollte man etwas basteln, hat Mami gesagt. Und was ist das naheliegende Bastelgeschenk eines Videomenschen? Heheeeeeee da haben wir es!
P.S. Mit der Band SOLAR BLAZE ist unser Haus ja quasi familiär verbandelt. Die ist wiederum mit music-news.at familiär verbandelt. Und so sind am Ende alle familiär verbandelt. Hach, du schönes Österreich.
P.P.S. Alles Gute, Music-News!